Verbrechen lohnt sich doch

Verbrechen lohnt sich doch

Bevor wir in die Thematik einsteigen, ist es unabdingbar – soweit es uns möglich ist – den Rahmen dessen, was hier zur Debatte steht, klar abzustecken. Dazu soll der folgende Absatz aus einem früheren Text von uns dienen:
„Daher zum x-ten Mal langsam und von vorne: Sie haben gemordet und verwüstet. Minderheiten und ganze Bevölkerungsgruppen ausgerottet. Ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht. Jüdinnen und Juden in Zentral-, Süd- und Osteuropa aufgespürt, um sie auf der Stelle umzubringen oder in den dafür eingerichteten Todeslagern zu vergasen, zu erschlagen, zu erschießen. Sie haben fast keine Mordart ausgelassen. Sicher und beständig, Tag und Nacht. Sie haben eine riesige Tötungsmaschinerie errichtet, betrieben und instand gehalten, massenhafte Täter für massenhafte Tötung. Sie haben – ohne mit der Wimper zu zucken – über Leben und Tod entschieden und gehandelt. Sie haben Menschen in „arbeitsfähige“ und „arbeitsunfähige“, in „lebenswerte“ und „-unwerte“ selektiert. Todesurteile. Dieses Verhalten der Germanen wurde später als „singulär“ charakterisiert.“
So hatten wir im September 2002 in „Dammbrüche-Linksdeutscher Rückstau“ geschrieben.

Ein Bruchteil der eben beschriebenen Verbrechen fand in der Balkanregion statt. Wiederum ein Bruchteil von dem, was in der Balkanregion durchexerziert wurde, fand in Griechenland statt. Allein durch die vielfältigen und einfallsreichen Massaker der deutschen Soldateska an der Zivilbevölkerung sind über 30.000 umgebracht worden. Orte wie Distomo und Kalavrita sind sogar den heutigen Deutschen und Ihren Repräsentanten bekannt. Hunderte von Dörfern wurden dem Erdboden gleichgemacht. Meistens, um die erfolgreichste aller deutschen Quoten einzuhalten (für einen getöteten deutschen Soldat wurden 10 Zivilisten, für einen deutschen Offizier 50 Zivilisten hingerichtet). Von den 800.000 Toten durch Hunger ganz zu schweigen. Auch von den getöteten Widerstandkämpferinnen und -kämpfer ist hier keine Rede.
Und vor allem auch von der Ermordung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung, insbesondere der Stadt Thessaloniki, die früher gar als „Madre d`Israel“ bezeichnet wurde, da die Mehrheit der Einwohner jüdisch war. Erst wurden sie ihres Hab und Guts beraubt, dann wurden sie deportiert und anschließend „in den dafür eingerichteten Todeslagern“ ermordet. Exakt in dieser Reihenfolge. Von den 46.091 Juden von Thessaloniki haben gerademal 1950 die Totalität deutscher Gründlichkeit überlebt. Griechenlandweit betrug die Vernichtungseffizienz 86%!
Die Besonderheit des Ganzen besteht u.a. darin, dass kein einziger deutscher Kriegsverbrecher – weder wegen der Massaker noch sonstigen Gräueltaten – je zur Rechenschaft gezogen bzw. verurteilt worden ist. Selbst Max Merten, der Mitorganisator des Massenmordes an Saloniker Juden, wurde nach seiner Auslieferung an Deutschland im Jahr 1959 freigelassen. Und die griechischen Kollaborateure von Merten, Brunner, Wisliceny et al. wurden nach dem Krieg gar mit regierungsamtlichen Aufgaben „belohnt“. Wie gesagt: Verbrechen lohnt sich doch. Denn davon ist bei den Forderungen nicht die Rede. Zu viele Leichen im Keller.

Nun ist die deutsche Gesellschaft mit diesem 70 Jahre alten, lästigen, anachronistischen und – auch für die deutsche Historikerzunft – unverschämten Thema der Entschädigung, also der Reparationszahlungen aus der Besatzungszeit, erneut konfrontiert. Nicht dass die Forderungen etwas Neues sind. Nur wahrgenommen wurden sie bisher kaum; sie wurden mehr oder weniger ignoriert oder den dafür konditionierten / zugerichteten Experten überlassen. Erst als der für die deutsche Gesellschaft und ihre Meinungsmacher moralisch verwerfliche Anlass der Forderungen an den Pranger gestellt werden konnte, kam dies gar auf die Titelseiten der einschlägigen Medien und beschäftigt seitdem das deutsche Gemüt. Jetzt wissen alle Bescheid: „Sie wollen unser Geld“. Und bekanntlich läuft es hier so ab, dass auf das „Bescheid-Wissen“ die obligatorischen Umfragen folgen, die genau das belegen, was belegt werden muss: Die absolute Mehrheit der deutschen lehnt Reparationszahlungen an Griechenland ab. 78%, laut ZDF-Politbarometer. Nicht verwunderlich, wo doch vor Kurzem in einer anderen Umfrage 83% der Deutschen endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen wollte. Technisch gesprochen, sind die beiden Umfrage-Ergebnisse miteinander kompatibel. Absolut.

Diese Kompatibilität macht nicht mal vor Historikern, die ansonsten wertvolle Arbeit bezüglich der Ermordung der griechischen Juden geleistet haben, Halt. Z.B. Götz Aly, der letztes Jahr in der BZ u.a. schrieb:

Als Bürger lehne ich solche Forderungen ab – als Historiker liefere ich denjenigen, die solche Ansprüche stellen, fortlaufend Argumente. Die horrende Raub- und Raffgier der Deutschen im Zweiten Weltkrieg gehört zu meinen Themen. Das einschlägige Buch „Hitlers Volksstaat“ wurde auch ins Neugriechische übersetzt. Der Historiker Aly kann auf den Bürger Aly keine Rücksicht nehmen. Letzterer aber antwortet recht kühl auf die Frage, warum er weitere staatliche Entschädigungszahlungen ablehnt:

Das edelsüße Kokettieren mit dem freudschen Motiv der „gespaltenen Persönlichkeit“ soll hier offensichtlich den allzu bekannten und allzu banalen Umstand kaschieren, dass das deutsche Wesen, wenn es darauf ankommt, immer die Oberhand gewinnt.

Wenn Griechen Deutschland individuell auf Entschädigung für Kriegsschäden verklagen könnten, dann könnten auf derselben Grundlage viele Nachfahren deutscher Heimatvertriebener gegen Polen oder Tschechien prozessieren. Dieses Fass wollen wir zu lassen!

Wir sprachen vorhin von Konditionierung. Ein fester Bestandteil davon ist die Gleichsetzung (oder viel schöner: das Aufstellen „auf derselben Grundlage“) der Opfer mit den Tätern und Mitläufern des Nationalsozialismus.

Sechstens haben Deutsche im Zweiten Weltkrieg derart schwere materielle und menschliche Verwüstungen angerichtet, dass sie auch heute nicht entfernt bezahlt werden könnten. Wer das wollte, müsste den Lebensstandard der Deutschen sofort halbieren, also ein wichtiges ökonomisches Zentrum Europas zerstören.

Es handelt sich hier zugegebenermaßen um die Krönung deutscher Absurditäten und zugleich um das Hauptargument der deutschen Regierung und ihrer Apologeten. Außerdem ist dies das juristisch ausschlaggebende Hauptargument, das sich übrigens sogar das internationale Den Haagener Gericht zu Eigen machte und der Begründung des Ablehnungsbeschlusses zugrunde legte. Denn die Schlussfolgerung daraus kann für künftige Verbrechen nur eins sein: Verbrechen müssen immens gründlich, immens unermesslich und immens total sein, damit sie unbezahlbar werden, damit sie nichts kosten. Erst dann lohnt sich das Verbrechen. Somit schließt sich dieser unsägliche Kreis.
Doch irgendwann muss (Friedens-)Schluss sein, und das müssen Regierungen verbindlich und dauerhaft regeln können“.

Götz Aly steht damit nicht allein. Wie war es nochmal? 83% geschlossene Reihen.

(Alle Zitate aus dem Artikel „Griechen, Deutsche & Reparationen“ in der Berliner Zeitung von 7.3.2014)1

Der Anlass der Reparationsforderungen, der moralisch verwerfliche also, so lesen wir überall, ist, dass die griechische Regierung Geld wegen ihrer hohen Staatsschulden benötigt, und daher das Thema zwecks Schuldenausgleich hervorbringt. Und sie suggerieren damit gleichzeitig, dass bei einem moralisch korrekten Anlass allen Forderungen mit Begeisterung und Engagement nahgegangen werden würde!

Angesichts einer solch deutschtümelnden Heuchelei, etwas zum gegebenen Anlass: Die griechische Regierung behandelt das Thema tatsächlich im Sinne einer Einnahmequelle, d.h., sobald die Kreditvergabe durch einen Kompromiss, durch Entgegenkommen in anderen Bereichen usw. geregelt wird, wird das Thema von der Tagesordnung verschwinden oder ad acta gelegt – wie in den letzten 70 Jahren.
Die einzige konsequente Folgerung daraus kann also nur sein, dass, wenn dies tatsächlich der Anlass ist, die Krise erhalten bleiben soll bzw. keine Einigung in der Schuldenfrage erfolgt, damit die Entschädigungsforderungen aufrecht erhalten bleiben.

Das Schmierentheater

Die stattfindende Auseinandersetzung zwischen beiden regierungsamtlichen Seiten ist eine Mischung aus Seifenoper, Speichelleckerei und Anbiederung. Nie wurden Deutschland so viele und so starke Persilscheine erteilt, wie derzeit seitens der griechischen Regierung. Finanzminister Varoufakis beschwört seine Zuneigung zu Deutschland und den Deutschen („Ich liebe Deutschland“), Tsipras lobt die Demokratie der Deutschen und die erfolgreiche, beispielhafte Aufarbeitung ihrer Geschichte. Und alle (inklusive Opposition) äußern ihre Bewunderung für die deutsche Wirtschaft, für die deutsche Technik, für die deutschen sekundären Tugenden so unverhüllt, dass wir manchmal zweifeln, ob die Aktualisierung der Entschädigungsthematik als etwas Positives oder Negatives anzusehen ist.

Die ausschließlich nationalistisch geprägten Äußerungen gegen Deutschland lassen ahnen, wohin die Reise geht. In dem neugebildeten überparteilichen Komitee für die 
Entschädigungszahlungen sind alle Parteien vertreten. Auch die Hitler-Fans, die neonazistische „Golden down“!2

Wobei all das kein Paradoxon darstellt, im Gegenteil: Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Seiten sind größer als man befürchtet.
Einen Vorgeschmack auf diese unheimliche Allianz lieferte bereits vor einem Monat die Auseinandersetzung bezüglich einer Karikatur des inoffiziellen Zentralorgans von Syriza „Avgi“. In dieser Karikatur wurde Finanzminister Schäuble als ein Nazi dargestellt, der die Vergasung der Griechen vornahm.
Karikaturtitel: Die Verhandlungen haben begonnen
Schäuble (Sprechblasen): „Wir bestehen darauf, Seife aus eurem Fett zu machen…“, „...wir diskutieren über das Düngemittel aus eurer Asche!
(Zum Verständnis: Diese Sprüche basieren auf der weitverbreiteten Ansicht, genauer gesagt auf der einzigen verbreiteten Ansicht der griechischen Bevölkerung bezüglich ihres Wissens über die Shoa, dass die verbrannten Leichen der Ermordeten zu Seife verarbeitet wurden bzw. deren Asche aus den Krematorien als Düngemittel benutzt wurden).

Die deutsche Regierung verurteilte diese Karikatur als eine Verunglimpfung ihres Finanzministers. Das Gleiche tat auch Tsipras in seiner Distanzierung sowie Viele seiner Partei. Somit wurde der deutsche Finanzminister „rehabilitiert“ und das Thema erledigt. Das entscheidende aber, die Substanz des Ganzen also, blieb von Kritik unangetastet. Auch von all denjenigen in beiden Ländern, die angeben, gegen Antisemitismus vorzugehen. Die Verunglimpfung nämlich der Opfer und die Relativierung der Shoa: Die Gleichsetzung einer möglichen nicht-Freigabe von Euro-Hilfsfonds an Griechenland mit der hochindustriellen Vernichtung fast aller europäischen Juden.
Somit blieb die kleine israelitische Gemeinde allein mit ihrem Protest. Wie zu oft.
Auszug aus dem diesbezüglichen Protestbrief des israelitischen Zentralrates: „Uns ist bewusst, auch nach den tragischen Ereignissen in Paris, dass die Meinungsfreiheit eine wichtige Komponente der Demokratie ist. Dies hindert uns aber nicht daran, diese Karikatur als ekelhaft, beschämend und verunglimpfend für unsere Gemeinde zu verurteilen… Mit der 
Tragik des Holocaust wollte euer Karikaturist Humor machen. Unzulässige Auswahl, unglücklich, beleidigend für das Gedächtnis und der Achtung von dem, das wir diesem Gedächtnis schulden. Manche Aspekte der Geschichte sind halt für Humor ungeeignet, sie müssen höher stehen als der Bedarf nach billigem Konsum.
“ Israelitischer Zentralrat, Athen, 10.2.2015.

Wir sprachen von Vorgeschmack. Denn in dem griechischen Anliegen werden richtigerweise sowohl die damalige Zwangsanleihe als auch die Kriegsschäden (materielle und menschliche) angefordert. Allerdings ist dabei auffallend, dass – unverständlicherweise – kaum bis gar keine Forderungen, die die Entschädigung der griechischen Juden betreffen, erhoben werden. Sie werden in die allgemeinen Entschädigungsforderungen assimiliert – bis zur Unkenntlichkeit.

Unverständlich, weil der Joker, nämlich (aus Sicht der griechischen Regierung) das Leiden der jüdischen Bevölkerung, nicht gespielt wird. Im Gegenteil: Es wird alles daran gesetzt, dass das Thema nicht zur Sprache kommt. Wie all die Jahre davor.
Die ganzen angeleiteten Untersuchungen und Studien, das Durchforschen von Archiven in Griechenland, in den USA und in Moskau, um Fakten der deutschen Verbrechen zu dokumentieren, beziehen sich einzig und allein auf die Informationen die zu den griechischen Opfern passen.
Wobei umfangreiches Archivmaterial bezüglich des Raubs und des ganzen Vernichtungsprozesses der griechischen Juden mitten in Athen brach liegt. Z.B. in den Archiven von griechischen Banken, Ministerien und Börsen, die damals das jüdische Reichtum abwickelten und es dem Wirtschaftskreislauf zufügten.
Nun, diese Archive (und nur diese) unterliegen, trotz 70 Jahren danach, immer noch der Geheimhaltung und sind nicht einmal für Historiker zugänglich. Es ist das brisante Material, das ausführlich die Teilnahme und Bereicherung der griechischen Seite (Personen, Unternehmen und Institutionen), die an der Shoa ökonomisch partizipierten, dokumentiert.
Viele Nachkommen (samt ihrem Reichtum) der dort eingetragenen Namen sind heute angesehene Politiker, Unternehmer usw.: die tragenden Säulen der griechischen Gesellschaft sozusagen. Links wie rechts. Denn bis heute gilt: „Die Würde der Kollaborateure ist unantastbar“.
Eine weitere – nicht nur für die griechische Seite – unerwünschte Folge der Offenlegung der geheimen Archive wäre aber auch, dass brisantes Material über die Beteiligung von Griechen an der Verfolgung und Denunziation der griechischen Juden zutage träte.
Ein Explosivstoff also, der den Mythos der Rettung der Juden durch die Griechen wie eine Seifenblase zerplatzen lassen würde. Und Mythen sind bekanntlich existenz- und lebensrettend – für die einen und todbringend für die anderen.

Hinzu kommt, dass tausende Häuser und Geschäfte in Thessaloniki nach der Deportation von christlichen Griechen geplündert und usurpiert wurden und über Nacht ihren Besitzer wechselten. Arisierung auf Griechisch. Und dies nicht nur in Thessaloniki. Z.B. auch in Korfu: Früh morgens schon stürmten und plünderten hunderte christliche Griechen das jüdische Viertel der Insel-Hauptstadt. Hanna Arendt beschrieb, wie Hunderte früh im Morgengrauen aufstanden, um einen guten Platz links und rechts der Straße zu ergattern, die zur naheliegenden Burg führte, um die „Show“ der langen Schlange der Deportierten, die auf der Burg gesammelt wurden, zu genießen.

Nur ein Beispiel, um die bis heute andauernde Dimension der „Hellenisierung“ jüdischen Eigentums aufzuzeigen: Von 600 Anträgen von Überlebenden nach dem Krieg auf Rückgabe ihres Eigentums wurden nur 60 zu Gericht zugelassen. Bei nur 30 Fällen wurde das Eigentum den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben. Wer nun daraus erschließt, diese raren Momente von Gerechtigkeit seien durch Gerichtsbeschlüsse zustande gekommen, irrt sich gewaltig: Der große Teil dieser Rückgaben erfolgte kraft der Aktivitäten der OPLA, einer kommunistischen bewaffneten Organisation, die von den Plünderern und Enteignern unter Androhung von Waffengewalt die Rückgabe an ihre rechtmäßigen Eigentümer erzwang. Von der Einebnung und Plünderung des ältesten jüdischen Friedhofs Europas ganz zu schweigen. Heute steht auf diesem Friedhof die Universität Thessaloniki. Ja, es handelt sich um die dunkelste Geschichte Griechenlands. Eine Geschichte, für die sich bis heute kaum jemand interessiert.

Forderungen, die sich auf Reparationszahlungen auch an die jüdische Bevölkerung beziehen, würden also die griechische Regierung unter Zugzwang bringen. Denn sie müsste logischerweise selbst den Willen zeigen, ihre jüdischen Mitbürger zu entschädigen und die griechischen Täter, Mittäter und Profiteure zur Rechenschaft zu ziehen. Dies würde selbstverständlich zur Folge haben, dass die weltweit so hoch zelebrierte neue Regierung abrupt jeglicher Unterstützung der Bevölkerung verlustig ginge. Denn die griechische Gesellschaft ist nach vorsichtigen Zahlen von ADL zu 69% antisemitisch (die griechischen Linken und Anarchisten sind es zu nahezu 100%, insbesondere in der antizionistischen Variante). Es ist die höchste Antisemitismus-Rate in Europa (und höher auch als anderswo, z.B. in Iran).
Funktionäre der jetzigen Regierung waren aktiv an der Organisation und Durchführung der „mavi marmara“-Aktion beteiligt. Der jetzige Finanzminister Varoufakis wurde 2005 wegen seiner antiisraelischen (antisemitischen) Tiraden aus dem griechischsprachigen australischen Radiosender rausgeschmissen. Eine Syriza-Funktionärin schrieb in ihrem Facebook-Account „verfluchter Hitler, du hast nur halbe Arbeit geleistet“.

Im Wahlkampf versprach Syriza seiner Anhängerschaft, dass jegliche staatlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel aufgekündigt werden. Dass dies noch nicht geschah, liegt – neben dem für Griechenland vorteilhaften Aspekt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Israel – auch an dem fortwährenden griechischen Existenzdilemma: Gegen die Türkei oder gegen Israel?

Das antisemitisch vergiftete Klima in der griechischen Gesellschaft erweckt den Eindruck, dass die griechische Linke samt ihrer Bevölkerung eher auf die eigenen Entschädigungsforderungen verzichten würde, als zuzulassen, dass „die jüdische Lobby wiedermal kassiert“.

Deutschland hält sich bezüglich dieser dunklen Geschichte auffallend zurück. Obwohl es sich in Sachen „echter Demokratie“ von niemandem belehren lässt und als „Beschützer“ der Juden und Israels geriert, und mit seiner Expertise über die „Aufarbeitung der Vergangenheit“ weltweit hausieren geht, verhält sich es hier auffallend still – Aus nachvollziehbaren Gründen.
Na dann frohes Beisammensein! Unbekümmert können beide Seiten „aufeinander zugehen“ – wie in alten Tagen.
Café Morgenland, 5.4.2015

Online hören

.



Feedback

Sendungen