Loretta

Wie klingt Anarchie?

Von heiter-ernstem Spielen und sanfter Beharrlichkeit - ein Gespräch mit klub katarakt 2017.

»Sanft und beharrlich«, frei-experimentell, offenen und zugleich bohrenden Ohres sind Jan Feddersen, Robert Engelbrecht und Ernst Bechert mit klub katarakt unterwegs, dem Internationalen Festival für experimentelle Musik, das seit 2005 jährlich auf Kampnagel in Hamburg stattfindet. Auch kurz vor der Eröffnung sind die Festivalleiter bereit, sich auf ein Gespräch einzulassen, in dem sie den Gedanken die nötige Zeit lassen und selbst auf das von ihnen Angestoßene neugierig – Suchende bleiben. Sie praktizieren das, worum es ihnen geht in diesem Festival: das Loslassen von Wahrnehmungsgewohnheiten und Sicheinlassen auf ungeahnte, zuweilen unmerklich feine Öffnungen zum Anderen hin. Das Gespräch setzt an bei dem diesjährigen Eröffnungsstück 103 von John Cage in Kombination mit der Projektion seines Films One11, aufgeführt von den Jungen Symphonikern Hamburg – ein Stück gelebter Anarchie oder Demokratie: Wie funktioniert das, wenn jeder in einem großen Ensemble, das an einen Dirigenten gewöhnt ist, innerhalb eines feinen für alle gleich-gültigen Regelwerks für das Gelingen des Ganzen verantwortlich ist? Und wie fügt sich Hören und Sehen da ein?


Aksak Maboul wurde u.a. von Marc Hollander gegründet. Deren erstes Album "Onze danses pour combattre la migraine" erschien 1977. Danach wurden um 1980 herum die Songs für das Album "Ex Futur" komponiert und demomäßig aufgenommen. Zu einer Veröffentlichung kam es aber erst 2014. Die Gründe hierfür erzählt uns Marc Hollander. Wer Aksak maboul live sehen möchte, hat dazu die Chance am 10.2. auf Kampnagel, Hamburg, am 12.2. im Roten Salon, Volksbühne, Berlin und am 13.2. im Lux, Hannover.


Noch bis zum 15.1.2017 zeigt das Ernst Barlach Haus die Ausstellung GEORGE GROSZ "Der große Zeitvertreib".

George Grosz hat "mit seinen Attacken auf Spießbürgertum, Politik, Militär und Klerus" mehrfach die Justiz provoziert, "die mit Gerichtsprozessen wegen Beleidigung, Gotteslästerung und 'Angriffs auf die öffentliche Moral'" reagierte. In seiner Autobiografie "Ein kleines Ja und ein großes Nein" (Schöffling & Co.) zieht er allerdings ein bitteres Fazit der politisch-kulturellen Kämpfe: "Wenn ich am sogenannten Fortschritt zweifle, so liegt das an meiner Lebenserfahrung. Lebte ich doch in einer Zeit, in der die süßesten Menschheitsverbrüderungsphrasen gedruckt und zugleich Massenkriege geführt wurden, wie in solchem Ausmaß nie zuvor in der Geschichte unseres Planeten. Es war Komfort und Selbstmord im größten Stil."


Kunst und Politik bzw. warum es erkenntnisreich sein kann, sich Lebenserinnerungen von Künstlern zu widmen.
Das grandiose Peter-Murphy-Konzert in der Markthalle inspiriert zum Weitergenießen.
Literatur, Theater, Film und Musik - in all diesen Genres werden Geschichte und aktuelles Zeitgeschehen reflektiert.

Nur, wird das Reflektierte auch "gehört" und verstanden? Im Sprengel Museum macht die Installation "Manifesto" von Julian Rosefeldt aufmerksam auf manifeste Artikulationen. Sarah Bakewell reflektiert in "Das Café der Existenzialisten" eben genau die Diskussionen und Streitigkeiten und Engagements der zumeist Pariser Intellektuellenszene. Francois Roux wirft in seinem Roman "Die Summe unseres Glücks" die Frage auf, was aus den Jugend-Idealen einer sich im Aufbruch fühlenden Generation geworden ist...


Der Roman von Henri-Pierre Roché "Jules und Jim" (Schöffling & Co.) war die Vorlage zum gleichnamigen Film von Francois Truffaut.

Ist der Film schon ein Meisterwerk, so ist es der Roman mehr als allemal! Wir sprechen mit Patricia Klobusiczky, der Übersetzerin, über das wilde und abenteuerliche Leben des Schriftstellers, der seinen Roman erst mit über 70 Jahren schrieb und der damals von der Literaturkritik kaum gewürdigt wurde. Truffaut war vom Titel und der Schreibe von der ersten Zeile an "rettungslos in die Prosa von henri-Pierre Roché verliebt". Dieser Faszination wollen wir im Gespräch mit Patricia Klobusiczky auf den Grund gehen.


Im Dada-Jahr 2016 wird dem zumeist auf seine Dada-Zeit reduzierten Avantgardekünstler Francis Picabia ein breites Forum gegeben:

Dem Maler in der "Retrospektive Francis Picabia" im Kunsthaus Zürich und dem Literaten in "Gesammelte Schriften" und "Funny Guy & Dada" in der Edition Nautilus.
Vor über 40 Jahren trafen die blutjungen Freidenker Hanna Mittelstädt und Lutz Schulenburg auf Pierre Gallissaire, der nicht nur ein paar Jahre mehr im Gepäck hatte, sondern vor allem Schriften, die es noch nicht ins Deutsche geschafft hatten. Unter ihnen Francis Picabia. Der Funke schlug über – ein Verlag entstand: die Edition Nautilus. Die diesjährige große Ausstellung im Kunsthaus Zürich war für den Hamburger Verlag Anlass, Picabia neu aufzulegen.
Dass das Thema DADA nur das Sprungbrett in ein Leben und Schaffen ist, dessen erklärte Absicht und sich durchziehende rote Linie die permanente und inhärente Selbstvernichtung, Überlagerung, Übermalung, Überschreibung und Neuerfindung ist, zeigt die "Retrospektive Francis Picabia" im Kunsthaus Zürich. Es ist eine von Cathérine Hug (Zürich) und Anne Umland (New York) ko-kuratierte Ausstellung, die ins New York Museum of Art weiterwandern wird.
Wir ließen es uns nicht entgehen, mit Hanna Mittelstädt und Cathérine Hug zu sprechen.


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