Dokumentation: "Neonazis feierten schon 2002 den NSU"

Wir dokumentieren publikative.org mit einer Recherche des apabitz:
Neonazis feierten schon 2002 den NSU
Bereits 2002 dankten Neonazis dem NSU in einem Fanzine.

"Die Theorie, wonach die Taten des NSU vor allem in die Szene wirken sollten, erhält neue Nahrung. Nachdem wir exklusiv über den Song “Döner-Killer” berichtet hatten, hat das apabiz nun einen bemerkenswerten Fund gemacht. Bereits 2002 dankten Neonazis dem NSU in einem Fanzine. Die NPD spielt in der Geschichte auch eine Rolle.

„Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen ;-) Der Kampf geht weiter…“. Dieser Satz steht – fett und deutlich hervorgehoben – mitten im Vorwort der Ausgabe 1/2002 (Nr. 18) des neonazistischen Fanzines „Der Weisse Wolf“, wie das Antifaschistische Pressearchiv berichtet. Ein Gruß der damals nicht aufgefallen sei – aber heute Fragen aufwerfe.

Durch einen Hinweis stieß das apabiz nach eigenen Angaben in einem neonazistischen Fanzine auf den bemerkenswerten Gruß „an den NSU“. Der kurze Satz erschien bereits in der ersten Jahreshälfte 2002, als die Öffentlichkeit noch nichts von der Terrorzelle des „Nationalsozialistischen Untergrund“ ahnte, diese aber bereits mitten in ihrer Serie von Terror und Morden steckte. Die Buchstaben „NSU“ seien jedenfalls kein bekanntes Kürzel in der Szene, der Hinweis im „Weissen Wolf“ sei die erste uns bekannte Verwendung in Veröffentlichungen der Neonazi-Szene oder in derem Kontext, betonen die Autoren des apabiz auf ihrem lesenswerten Blog NSU-Watch.

Entstanden war „Der Weisse Wolf“ den Angaben zufolge bereits 1996 als „Rundbrief inhaftierter Kameraden der ‘Justizvollzugsanstalt’ Brandenburg“, entwickelte sich aber über die Jahre zu einem zentralen Fanzine für Mecklenburg-Vorpommern.

Dass der „Weisse Wolf“ bestens in der Szene vernetzt gewesen sei, zeigten die vielfältigen Anzeigen für Neonazi-Läden und -Versände und Interviews mit Bands, schreibt das apabiz. Auffällig dabei sei die häufige Bezugnahme auf Bands und Autoren aus dem Blood & Honour-Spektrum (auch noch nach dem Verbot von Blood & Honour im Jahr 2000) und Combat 18. Ebenso berichtete „Eihwaz“, der ab 2000 als Herausgeber auftritt, regelmäßig über Treffen der HNG („Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“, verboten 2011).

NPD-Landtagsabgeordneter als Herausgeber

Und dann kommt auch noch die NPD ins Spiel. Denn das apabiz berichtet weiter, dass der heutige Abgeordnete der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, David Petereit, eine zentrale Figur des „Weissen Wolf“ gewesen sei. Er trat demnach um das Jahr 2000 als Anmelder der Internetseite der Publikation auf, als Herausgeber tritt den Angaben zufolge ab dieser Zeit ein „Eihwaz“ auf.

Später wurde laut apabiz als Verfasser und Hersteller David Petereit angegeben, wie ein Ausschnitt aus dem Fanzine belegt. Durch einen Hack wurde zudem bekannt, dass Petereit in einem neonazistischen Auktionshaus das Pseudonym „Eihwaz“ benutzt haben soll.

Mehrere Medien hatten bereits über mutmaßliche Verbindungen der Rechtsterroristen nach Mecklenburg-Vorpommern berichtet. Der Nationalsozialistische Untergrund hatte eines seiner zehn Opfer in Rostock ermordet. Recherchen des Nordkuriers hatten ergeben, dass die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Tzschäpe Kontakte zur NPD in Mecklenburg-Vorpommern unterhielt. Das Blatt wollte vom Innenministerium wissen, welche Erkenntnisse der Inlandsgeheimdienst (“Verfassungsschutz”) in dieser Sache hatte, erhielt aber – auch nach einer Klage – keine Auskunft."

http://www.publikative.org/2012/03/28/neonazis-huldigen-schon-2002-dem-n...
http://nsu-watch.apabiz.de/2012/03/vielen-dank-an-den-nsu-was-wusste-der...

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