"Man hüte sich also vor deutscher Weihnacht und allem, was das nach sich zieht."

Ein Freund von Café Morgenland sandte uns soeben diese Zeilen zum Weihnachtsfest in Deutschland anläßlich des Gesetzes zur Rechtmäßigkeit religiöser Beschneidungen. Dokumentation:

"Fest der Kinder

Weihnachten, weiß der deutsche Volksmund, ist das Fest der Kinder und Familien. Die Familie, weiß er weiter, ist die Keimzelle des Staates. Was sagt es also aus, dass der deutsche Bundestag noch rechtzeitig vor Weihnachten ein Gesetz gemacht hat, das die Beschneidung von minderjährigen Jungen, auch aus religiösen Gründen, für die Zukunft ausdrücklich erlaubt?1
Und dass die deutschen Kinderärzte den Gesetzentwurf kritisierten, weil es „Rechte von Kindern“ missachte, was „katastrophal“ sei?2

Können wir uns erinnern, dass der deutsche Bundestag sich sonst sehr um die Rechte, die Gesundheit, das Leben von Kindern sorgt, die, warum auch immer, als islamisch, jüdisch oder sonstwie undeutsch gelten?
Haben die deutschen Kinderärzte oder die „Mehrheit der Deutschen“, die sich jetzt empören3, je eine „Katastrophe“ gesehen, wenn Deutsche, ob alt oder jung, solche Kinder drangsalierten, verprügelten oder töteten?
Die Antwort erübrigt sich, und damit jegliche Unterstellung, hier ginge es in irgendeiner Weise um das Wohl der Kinder. (Nebenbei bemerkt: es gibt Industrieländer wie die USA, in denen die Beschneidung von männlichen Säuglingen im Sinne der Gesundheitsvorsorge Standard ist).

Worum also dann? Zwei Dinge sind offensichtlich: Das Gesetz dient, neben der Beruhigung des Auslands, der Sicherung der Souveränität des deutschen Volkes über das Wohl und Wehe der nicht-deutschen Landesbewohner.

Die Botschaft ist klar: In Deutschland unterliegen auch die Jüdin und der Muslim der Aufsicht der Deutschen und dürfen mit ihren Kindern nur tun, was die ihnen gestatten. Wenn die Deutschen es für opportun halten, dürfen die Nichtdeutschen ihre männlichen Kinder auch beschneiden. Wehtun dürfen sie ihnen dabei aber nicht. Das Gesetz schreibt lokale Anästhesie, bei älteren Jungen sogar Narkose vor. Das Recht auf schmerzhafte Körperverletzung mit oder ohne Todesfolge, bei Kindern und Erwachsenen, bleibt den Deutschen vorbehalten, die es auch weiterhin auszuüben gedenken. Dazu brauchen sie kein Gesetz, das machen sie per „Selbsthilfe“, in der sicheren Gewissheit, dass die staatlichen Institutionen schon Verständnis zeigen werden oder sich gegenseitig blockieren, sollte eine Instanz einmal auf den Gedanken kommen, die Gesetze allzu wörtlich zu nehmen.

Die allgemeine Empörung über das jetzt erlassene Gesetz zur Beschneidung, die wiederum dient der Wiederholung, Bestätigung, Einübung des Rassismus und Antisemitismus, die zum Deutschsein essenziell dazu gehören.

Deutschsein will schließlich gelernt sein. Wenn die Bundesdeutschen im 21. Jahrhundert sich dazu vielleicht auch nicht mehr glauben machen müssen, dass „die Juden“ Kinder töten, so können sie sich doch leicht überzeugen, dass sie alle, und die „Muslime“ mit ihnen, Kindesmisshandler sind, und zwar nicht als Individuen, sondern qua Kultur und oder Rasse oder Genen oder wie auch immer, jedenfalls von Hause aus und ohne dass sie etwas dazu getan haben.
Jetzt, vor Weihnachten, und anlässlich dieses Gesetzes, kann man so ganz zwanglos das „Fest der Kinder“ mit der Auffrischung der alten Überzeugungen verbinden.

Ein Spiegel-Online-Leser macht es vor: „Dieses Gesetz legalisiert das glasklare Delikt der Körperverletzung und tut dies gegen jede Vernunft, gegen demokratische Grundwerte, gegen die Menschenrechte, gegen das Recht auf Unversehrtheit, gegen die Geschichte dieses Landes und seine Errungenschaften; und alles nur, damit jahrhunderte [sic!] langer Aberglauben auch weiterhin sein unzivilisiertes Unwesen treiben kann.“4

Man beachte: gegen die Geschichte des Landes und seine Errungenschaften – denn das Bundesdeutschland hat wohl und deutsch verstandene „demokratische Grundwerte“ und „Menschenrechte“ sich einverleibt und mit den anderen „Errungenschaften“ Deutschlands amalgamiert. Und andererseits „Aberglauben“ und „unzivilisiertes Unwesen“.

Man sieht: Im Namen der Menschenrechte und der Zivilisation wird sich der ansonsten bekanntlich friedliebende Deutsche auch weiterhin und angesichts der Geschichte Deutschlands und seiner Errungenschaften gezwungen sehen, den undeutschen Landesbewohnern ans Leder zu gehen.

Man hüte sich also vor deutscher Weihnacht und allem, was das nach sich zieht.

Ein Freund von Café Morgenland 24.12.2012"

1. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestag-beschliesst-neues-be..., Artikel vom 12.12.2012.

2. http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/gesetz-zur-beschneidung-kinder..., Artikel vom 15.10.2012.

3. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/studie-mehrheit-der-deutschen-..., Artikel vom 22.12.2012.

4. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/regierung-legt-gesetzentwurf-z..., Kommentar von User olicrom, 3.10.2012.

Was ist denn eine "deutsche

Was ist denn eine "deutsche Weihnacht" und wie kann man sich davor hüten?

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