Redebeitrag #notddz und Kolumne für Juni 2016: "das einzig wirklich radikale in deutschland ist die faschisten zu bekämpfen"

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das einzig wirklich radikale in deutschland ist die faschisten zu bekämpfen

Es stinkt nach Scheisse in Deutschland. Braun ist die neue alte Farbe dieses Sommers. Mit tödlichem Instinkt werden Geflüchtete zu Gejagten gemacht. An dem Roulettetisch der Widerwärtigen heisst es: alles geht immer. Rien ne va plus sagen wir jetzt, ihr widerwärtigen Krauts!

Gegen Nazis, ihre Strukturen und Anhänger zu demonstrieren, besser noch Widerstand zu leisten, ist immer und überall wichtig, richtig und für hiesige Minderheiten überlebensnotwendig. Vor allem weil es sich hierbei nicht um eine Ideologie, sondern um ein Verbrechen handelt.

Dortmund ist der Ort, wo am 4. April 2006 der Kiosk-Besitzer Mehmet Kubaşık, NSU-Todesopfer, umgebracht wurde. Diese Stadt ist der Ort, an dem am 28. März 2005 der Neonazi Sven Kahlin den Punker Thomas „Schmuddel“ Schulz ermordete. Der Mörder Kahlin läuft wieder frei herum, wie fast alle Täter rassistischer Verbrechen. Man ist inzwischen froh wenn der rassistische Mord überhaupt als solcher anerkannt wird.

Nun, es ist so, dass die Nazis nur die Spitze des Eisbergs darstellen und als solche agieren. Ohne ihren Unterbau, ohne also die breite Masse der zivilisierten oder unzivilisierten Meute, in welcher Erscheinungsform auch immer sie auftritt, hätten sie kaum solche Erfolge aufzuweisen. So bricht das völkische Moment immer und immer wieder durch. Als Pegida, als AfD, als irgendeine Bürgerinitiative von den hunderten, die wie Pilze auf feuchtem deutschem Boden wachsen und gedeihen. Von den AfD-Fans in den etablierten Parteien aller Couleur ganz zu schweigen. Längst sind die AfD-Vertreter die begehrtesten Mitdiskutanten in den Fernsehen-Talk-Shows und den Gazetten des Landes. Und anstatt ihnen die gebotene Paroli zu bieten, wetteifern allerlei Experten um die Erörterung der eigentlichen Gründe der völkischen Explosion. Mal sind die ökonomischen Zustände, mal das System, mal die Bildung oder sonstiger Sozialklimbim schuld. Dies, obwohl die Meute offen und aufrichtig ihre Gründe selber benennt: Die Schaffung einer homogenen, von Fremdkörpern und Andersartigen befreiten deutschen Gesellschaft mit allen dazu gehörigen Maßnahmen.

Seit einiger Zeit sind die Muslime in Visier. Noch aktueller, die Nordafrikaner. Ohne dabei den Antiziganismus zu vernachlässigen. Und vor allem den Antisemitismus, insbesondere in seiner linken Variante, dem Antizionismus. Linke wie Ultrarechte warnen vor der Islamisierung Deutschlands, andere, wie z. B. Alice Schwarzer nutzen die Gunst der Stunde , um den neuesten Schrei in Buchform auf den Markt zu bringen oder ihr Experten- und Vermittlertum in Sachen Flucht und Migration zur Schau zu stellen.

Die Erfolge der Trikolore- und der Alpen-Faschisten vonLe Pen und der FPÖ werden dem zusätzlichen Auftrieb geben. Anstatt sich dem ohne Wenn und Aber entgegenzustellen, wendet man sich lieber Integrationsdebatten zu oder erforscht das Wie und Warum des Verhaltens der hier lebenden Menschen, soweit sie einen sogenannten Migrationshindergrund haben.

Uns ist aber lieber, zb. statt Gedenkveranstaltungen zu organisieren, sie überflüssig zu machen, in dem der Anlass dafür nie eintritt. Dafür müssen wir allerdings selber sorgen. Uns ist lieber, statt als Gejagte Mitleid bei unseren lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu wecken, als Jäger zu agieren, und Beschimpfungen und Denunziationen in Kauf zu nehmen. Mit uns wird es keine Opferrolle geben.

All das ist nur dann möglich, wenn die ins Visier Genommenen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und entsprechend handeln. Sich auf zivilgesellschaftliches Engagement anderer zu verlassen, heißt nur, als Komparse in irgendeiner der zahlreichen Integrations-, Assimilations-, Zivilisations- und wie all diese moderne Disziplinierungsdebatten heißen zu agieren.

In diesem Sinne,
Wenn Rassisten angreifen, müssen wir dafür sorgen, dass sie dies nie wieder tun!

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