Von der Kraft des Scheiterns und des Schweigens. Luk Perceval im Gespräch: "Stimme – Reflexionen und Resonanzen", 19.12., 14-16.

Die "innere Freiheit" hat Luk Perceval, der sagt, auf einem Schiff aufgewachsen zu sein, stets vorangetrieben, sich immer wieder auf neue Flusswege einzuschiffen und dabei die offene Weite im Blick zu behalten. Sie hat ihn als jungen Schauspieler und zweifachen Vater aus dem sicheren Hafen einer Festanstellung am Antwerpener Nationaltheater hinaus in das Wagnis der Gründung und Leitung einer freien Truppe getrieben. Doch dieser rebellische Akt war es auch, der die Theaterwelt rasch auf ihn aufmerksam gemacht hat. Nach vielen Jahren als tonangebender und leitender Regisseur an deutschen Staatstheatern, zuletzt am Thaliatheater Hamburg, empfindet LP jetzt das dringende Bedürfnis, den Kreis sich runden zu lassen, zurück in seinen Ursprungshafen Antwerpen zu ziehen und dort neu anzusetzen. Mit einem kleinen Ensemble frei von den budget- und erfolgsorientierten Anforderungen eines Stadttheaters, und einem Freiraum für junge SchauspieleranwärterInnen, in dem sie freudiges Vertrauen in ihre Intuition und Kreativität und begeisternden Mut zum Scheitern lernen können, anstatt die im aktuellen Theaterbetrieb vorherrschende Angst und Demütigung zu ertragen und fortzuschreiben. Jenseits von selbstgefälligem Applaus- und Beruhigungstheater sieht LP das Theater als einen Ort der Nähe und Begegnung für Theatermacher und Publikum. Dort sollen – im Unterschied zu Politik und Religion – gerade keine Antworten geliefert werden, sondern die Kraft des Nichtwissens, der Langsamkeit, des Altseindürfens, des Scheiterns und des Schweigens erfahren werden dürfen. Im Theater gehe es um Katharsis: "Wenn es wirklich gut ist, hat man danach Lust zu leben, zu lieben, zu feiern und zu teilen."

Im nächsten Marathon der " Trilogie meiner Familie: Liebe – Geld – Hunger" am 14. Januar 2018 um 16:00 im Thalia lässt sich das ausprobieren. Und wer sein Nichtwissen Über Luk Perceval und seine Arbeiten vertiefen möchte, kann das mit Hilfe zweier im Alexander-Verlag Berlin erschienener Bücher tun: "Nachaufnahme Luk Perceval. Gespräche mit Thomas David" (mit DVD), hg. von Thomas David, sowie "Luk Perceval. Theater und Ritual", hg. von Thomas Irmer.

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