LIGNAS Music Box am Samstag, dem 8.Mai, 20 Uhr

Lignas Music Box: SATANISCHE LIEDER
Ruft an unter 040/ 432 500 46, haltet den Telefonhörer an die Box und spielt Eure bösesten Lieder!

Wo das Gute weilt, ist das Böse nicht fern, oder wie Baudelaire feststellte:
„Wenn ich an den Teufel glaube, glaube ich auch an Gott.“
Um folgerichtig in seiner „Litanei des Satans“ an Stelle des biblischen Gottes dessen Widersacher als neuen Herrn der Erde auszurufen, schließlich sei dieser für die Menschen der adäquatere Bezug, denn er nehme sich des Elends der Menschen in einer als Schöpfung misslungenen Welt an:
„Lob sei und Ruhm dir, Satan, hoch am Himmelsrund,
Wo du einst herrschtest, und im tiefen Höllenschlund,
Wo du besiegt in stillen Träumen hingegeben!
Unterm Erkenntnisbaume laß mich bei dir leben
Und meine Seele ruhn, wenn sich die Zweige recken,
Die wie ein neuer Tempel deine Stirn bedecken!“
Damit war Satan zwar immer noch „der Anfänger alls Unheils / der Sündenstiffter / Weltvergiffter / Seelenfeind und Lasterfreund“ (G.P. Harsdoerffer) etc., aber sogleich auch ein radikaler Gegenentwurf zu den herrschenden Anschauungen.
Das Böse, die Unwahrheit und das Häßliche sollten nach Baudelaire nun die obersten Werte sein, eine völlige Umkehrung der bis dahin gültigen Ästhetik – von religiösen Werten einmal abgesehen –, galt doch eigentlich und immerdar bis in alle Ewigkeit:
„[...] ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Macht des Satans zu Gott, auf dass sie Vergebung der Sünden und ein Erbteil unter den Geheiligten empfangen durch den Glauben an mich!“ (so in der Apostelgeschichte 26,18).
Das Baudelaire bei Erscheinen der „Les Fleurs du Mal“ wegen Verletzung der öffentlichen Moral verurteilt wurde, mag daher wenig verwundern. Andererseits war er nicht der erste und einzige, der der Faszination des Bösen erlag. Die englischen Romantiker Blake und Shelley erkannten in der Figur Satans in dem von John Milton 1667 veröffentlichtem Epos „Paradise Lost“ ebenso die eigentliche Macht, die dem Menschen die absolute Freiheit bringe.
Diese Freiheit ist auch immer eine ästhetische gewesen. So mag es wenig überraschen, dass gerade die Künste und somit auch die Musik sehr empfänglich für diese Umkehrung waren und auch versuchten „aus dem Bösen die Schönheit herauskristallisieren“ (Baudelaire).
Die Music Box ergreift daher die Gelegenheit, Satan und den Mächten des Bösen für drei Stunden den himmlischen Äther einzuräumen: Satanische Lieder, Choräle schwarzer Messen und dunkle Klänge aller Art können unter der Studionummer 432 500 46 eingespielt werden. Um kein Risiko einzugehen, werden wir allerdings ein wenig Weihwasser mit ins Studio nehmen und zum Schluss alle unheilvollen Schwingungen gemeinsam mit einem Gedicht von H.C. Artmann vertreiben (hoffentlich!):
teufel teufel teufel
steig in dies öflein
samt deinem hörnlein
flieg zum satürnlein
oder zum erdkernlein
aus zum schorenstein
fahr in die luft ein
aber laß uns allein
und ungeschoren sein

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