In Memoriam Fritz Bringmann

1918 - 2011

Die Arbeitsgemeinschaft Neuengamme trauert um ihren in der Nacht zum 31. März 2011 im Alter von 93 Jahren verstorbenen Ehrenpräsidenten Fritz Bringmann.

Wir verlieren einen Freund, der uns mit seinem lebenslangen Mut, seiner Menschlichkeit und Standfestigkeit Vorbild war und bleiben wird. Wir verneigen uns vor der beispiellosen Lebensleistung eines Mannes, der aktiver Widerstandskämpfer der ersten Stunde gegen die Nazi-Barbarei war.

Fritz Bringmann musste für seinen kompromisslosen Widerstand bitter bezahlen mit dem Verlust seiner Freiheit noch in Jugendjahren. Aber er überlebte seine von 1935 bis 1945 währende Haftzeit im Gestapo-Gefängnis Lübeck, in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Neuengamme und Osnabrück und im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen.

Seinem Widerstand im KZ Neuengamme kommt in der Geschichte des Lagers eine besondere Bedeutung zu. Anfang Januar 1942 lehnte er als Häftlingssanitäter im Krankenrevier einen SS-Befehl zur Tötung schwer kranker sowjetischer Kriegsgefangener ab. Er blieb bei seiner Weigerung, auch nachdem er schwere Prügel von der SS hatte einstecken müssen und trotz der offenkundigen Gefährdung seines eigenen, damals noch so jungen Lebens.

Für Fritz Bringmann endete der Widerstand nicht im Mai 1945. Konfrontiert mit den Versu-chen der Stadt Hamburg, das KZ Neuengamme möglichst in Vergessenheit geraten zu lassen, wählte er zusammen mit anderen ehemaligen politischen Häftlingen des KZ Neuengamme den Weg der aktiven Erinnerung.

Fritz Bringmann spielte eine zentrale Rolle beim so langen Kampf um das Gedenken in Hamburg und Neuengamme. Bereits ab 1949 war er Vorstandsmitglied der im Vorjahr gegründeten Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, später deren Vorsitzender und bis heute ihr Ehrenpräsident. Auch im internationalen Überlebendenverband, der 1958 gegründeten Amicale Internationale de Neuengamme, nahm er als Generalsekretär, Vizepräsident und späterer Ehrenpräsident eine herausragende Rolle ein.

Dem unermüdlichen Einsatz von Fritz Bringmann und der Amicale Internationale KZ Neuen-gamme ist es zu verdanken, dass der Jahrzehnte andauernde Skandal der Nachkriegsnutzung des KZ-Geländes zu Strafvollzugszwecken schließlich beendet werden konnte. Den Abriss der Gefängnisse in Neuengamme in den Jahren 2003 und 2007 durfte Fritz Bringmann, anders als viele seiner ehemaligen Kameraden, noch erleben.

Für seine Verdienste gegen das Vergessen wurde Fritz Bringmann im In- und Ausland mehrfach ausgezeichnet. Im Januar 2000 erhielt er schließlich das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, für das ihn Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau bereits 1993 vorgeschlagen hatte. Die Verleihung war zunächst vom damaligen Bundesinnenminister Kanther unter Hinweis auf die politische Gesinnung Fritz Bringmanns abgelehnt worden, der im KZ Sachsenhausen Kommunist geworden war und blieb.

Wichtig war Fritz Bringmann die Arbeit mit jungen Menschen. Im Rahmen ungezählter Schulbesuche klärte er bis zuletzt Generationen von Schülerinnen und Schülern über die Verbrechen des Nationalsozialismus auf, immer verbunden mit seiner Forderung, sich auch im Hier und Jetzt für eine Welt ohne Krieg und ohne Faschismus einzusetzen. Diese seine zentrale Forderung - „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ - bleibt sein Vermächtnis, das wir als bleibenden politischen Auftrag annehmen.

Wir trauern um diesen ganz besonderen Menschen. Er hat uns viel bedeutet!

Der Vorstand und die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V.

Hamburg, den 31. März 2011

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