Aus Anlass der VERANSTALTUNGEN ZU PIER PAOLO PASOLINI IN HAMUBRG sprechen Gabriella Angheleddu,Fabien Kunz und Karl-Heinz Dellwo mit KP Flügel.
In gleich drei Veranstaltungen, am 26., 27. und 28. Mai geht es um Pier Paolo Pasolini und die politische Bedeutsamkeit und Aktualität des berühmten Regisseurs. Auf die Retrospektive im Metropolis Kino von Mai bis Juli 2014 haben wir schon hingewiesen – und laden jetzt zu einer Film-Uraufführung, zu Diskussionen, Lesung und Buchvorstellung herzlich ein!
MONTAG, 26. MAI, 19 UHR
Uraufführung der restaurierten Fassung von
»Der 12. Dezember« (Dodici dicembre, OmU)
I 1971, Pier Paolo Pasolini & Giovanni Bonfanti (Lotta Continua)
Metropolis Kino, Kleine Theaterstraße 10
Mit Gästen
Ein Film über ein Italien, das durch eine Art Bürgerkrieg gelähmt ist, aber auch über den Kampf der Arbeiter, über die schwarzen Seilschaften, die bleierne Repression, die Armut vor allem in Süditalien, die Ausbeutung von Jugendlichen, die Arbeitslosen in Neapel. Der Titel 12. Dezember bezieht sich auf das Datum des Terroranschlags auf der Piazza Fontana in Mailand 1969. Nach dem Attentat begann in ganz Italien eine polizeilich-politische Kampagne gegen die außerparlamentarische Linke. Der Film dokumentiert nüchtern eine Zeit, die uns heute weit entfernt scheint, die folgenden historischen Ereignisse jedoch tief und nachhaltig geprägt hat.
Anschließend Gespräch mit Roberto Chiesi (Centro Studi – Archivio Pasolini), Prof. Giorgio Galli (Universität Mailand) und Karl-Heinz Dellwo (LAIKA Verlag)
In Kooperation mit der Kinemathek – Metropolis, dem Istituto Italiano di Cultura Hamburg und dem Centro Studi - Archivio Pasolini, Bologna.
DIENSTAG, 27. MAI, 20 UHR
In der Reihe BABYLONIA – BE A GOOD DISSIDENT
Podiumsdiskussion und Lesung
Pier Paolo Pasolini »Ich weiß sehr wohl, wie widersprüchlich man sein muss um wirklich konsequent zu sein.« – Zur politischen Aktualität von Pasolini
Kampnagel, Jarrestraße 22
Eintritt: 10 €/erm. 8 €
Pasolinis Filme und Texte sind politisch erstaunlich weitsichtig. In seiner Arbeit sah er das heutige Europa der Konzerne als weitgehend antidemokratische Realität bereits voraus. Die These, europäische Demokratie sei ein rein bürokratischer Prozess, der in Wahrheit der Logik des Kapitalismus unterworfen sei, formulierte er bereits in den 70er Jahren als »das schamlose Formale der Demokratie«. Die Werke Pasolinis geben Anlass für eine kritische Hinterfragung der Politik der Gegenwart und fordern auf zur Rückeroberung eines demokratischen Prozesses, aus dem sich die Gesellschaft selber bestimmen kann.
Teilnehmer der Diskussion:
Prof. Giorgio Galli (Mailand)
Roberto Chiesi (Centro Studi-Archivio Pasolini, Bologna)
Dr. Gesine Hindemith (Uni Erfuhrt)
Prof. Costas Douzinas (Uni London)
Christiane Müller-Lobeck (Autorin, Hamburg)
Moderation: Fabien Kunz (Uni Hamburg)
Michael Weber liest Text von Pasolini.
Eine Veranstaltung des Laika Verlags und Kampnagel in Kooperation mit Centro Studi - Archivio Pasolini, Universität Hamburg, Istituto Italiano di Cultura Hamburg, Kinemathek – Metropolis und GOLEM.
MITTWOCH, 28. MAI, 19 UHR
Buchvorstellung mit Prof. Giorgio Galli, Autor von:
»Pasolini. Der dissidente Kommunist – Zur politischen Aktualität von Pier Paolo Pasolini«
Istituto Italiano di Cultura Hamburg, Hansastraße 6
Moderation und Übersetzung Fabien Kunz (Universität Hamburg)
Eintritt frei.
Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 040 / 39 99 91 30, per e-mail an iicamburgo [at] esteri [dot] it oder direkt über die Homepage des Istituto Italiano di Cultura Hamburg.
Wer sich heute mit dem politischen Denker Pasolini beschäftigt, ist vor allen Dingen von seiner Weitsicht erstaunt. Die Schriften Pasolinis, die am meisten vorwegnehmen, stammen aus der Zeit zwischen 1968 und 1975 (dem Jahr seines tragischen Todes), in der es möglich schien, auf politischer Ebene eine Veränderung zu bewirken, die, wäre sie wahr geworden, Italien anders aussehen ließe als es sich heute zeigt. Pasolini hielt diese Veränderung für wünschenswert, ohne sie jedoch für wirklich machbar zu halten: Seine Voraussicht verleitete ihn zum Misstrauen. Es bleiben jedoch sein politisches Denken, seine Ideen, die helfen können, die Gegenwart besser zu verstehen, und die als Konzept für mögliche zukünftige Szenarien einer demokratischen Linken dienen können.
Prof. Giorgio Galli ist Dozent an der Universität Mailand und einer der bedeutendsten Politologen Italiens sowie Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Italiens.
Sein Buch »Pasolini. Der dissidente Kommunist« wird in Kürze im Laika Verlag erscheinen.
In Zusammenarbeit mit dem Istituto Italiano di Cultura Hamburg und dem Institut für Romanistik der Universität Hamburg.
