Ungebrochen kämpfend: "Lampedusa in Hamburg"

Die Lampedusa Gruppe hat jetzt angekündigt, daß die Mittwochsdemo noch einmal stattfindet und dann abgelöst wird durch die bereits von BILD und DPolG sowie Einzelhändlern publizierten Adventsdemonstrationen in der Hamburger Innenstadt. Es geht weiter um die Anerkennung der Gruppe und um ein Aufenthaltsrecht. In zwei Stellungnahmen der letzten Tage hat die Gruppe Lampedusa in Hamburg unterstrichen, daß sie den erreichten Standard der Selbstorganisierung nicht aufgeben wird.

In der kurz gehaltenen Ankündigung heißt es weiter "dass einige der in der Kirche untergebrachten Mitglieder der Gruppe Anträge auf humanitären Aufenthalt gestellt haben – der Großteil davon unfreiwillig im Rahmen der rassistischen Kontrollen, die im Oktober stattfanden."

In einer wieder mehr beachteten Positionierung vom 17. November schrieb die Gruppe:
"Die absolute Mehrheit von uns lehnt diesen Weg aufgrund seiner Unsicherheit und aufgrund der gleichen ablehnenden Haltung des Senats ab. Wir sind enttäuscht und verärgert über die Erklärung der Bischofskanzlei, mit dem Senat einen gangbaren Weg vereinbart zu haben. Wir sollen diesen Weg gehen, aber wir wurden nicht in die Verhandlungen einbezogen. Wir haben niemanden beauftragt, in unserem Namen zu verhandeln. Wir haben immer direkte Gespräche gefordert. Warum kann dies, was das normalste und natürlichste ist, nicht respektiert werden? Warum entscheidet sich die Kirchenführung in einem Moment, wo eine riesige Solidarität mit uns entsteht, für eine Zusammenarbeit mit dem Senat gegen unsere Interessen? Warum wird nicht akzeptiert, dass wir für unser Leben entscheiden? Warum ist es für die Kirchenführung nicht möglich, uns als gleichwertige Subjekte zu sehen?"

Der Senat habe "wiederholt, dass das Ergebnis der allermeisten Anträge aus der Gruppe über kurz oder lang eine Ablehnung sein wird. Zuletzt hat das Senator Neumann auf seiner Homepage offen ankündigt."

In einer (weiteren) Stellungnahme zur nichtwahrnehmenden Berichterstattung Einiger sagt die Gruppe:
"Die Gruppe Lampedusa in Hamburg verweigert keinesfalls eine “Registrierung”, denn davon ist in dem “Angebot” des Senates auch nicht die Rede. Es geht nicht darum, nirgends unsere Namen anzugeben oder uns beim Einwohnermeldeamt zu registrieren.
Vielmehr sollen wir ein Antragsverfahren durchlaufen, von dessen Ausgang der Innensenator jetzt schon sagt: “Nach allem, was wir wissen, ist unwahrscheinlich, dass die Männer in Deutschland bleiben können, weil sie bereits in Italien Zuflucht gefunden und dort humanitäre Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis erhalten haben.”

Wirklich auffällig waren die Titel die Abendblatt, TAZ und MoPo der Berichterstattung zu dem Brief an die Nordkirche gaben; wie wenig die ganz eigene, aus der eigenen Not geborene politische Positionierung der Gruppe Lampedusa in Hamburg als gegen die Paternalisierung gerichtete Selbstbestimmung verstanden wird. Das hat der Blog Metalust einzig leuchtend beschrieben und kommentiert:
"...Es sei übrigens betont, dass keiner der im Aufruf erwähnten Akteure, die Flüchtlinge unter Druck setzen, auf Hamburgs Straßen jagen und Traumatisierte durch die Weltgeschichte treiben wie Vieh, “Nazischwein” ist. Herr Neumann ist keines. Der bewegt sich komplett im “postnationalsozialistischen Paradigma”. Der argumentiert so: “Gerade WEIL im Nazi-Deutschland Willkür und Terror gegen die eigene Bevölkerung herrschten, haben wir nun eine regel-geleiteten Rechtsstaat, in dem demokratisch gewählte Volksvertreter Gesetzgebungen erlassen. Diese setzt die Exekutive um. Und gegen die Maßnahmen der Exekutjve kann jeder klagen, auch die Refugees”."...

Morgen am Freitag den 22. November wird im Hamburger Rathaus die Möllner Rede (im Exil), gehalten von Kutlu Yurtseven stattfinden. Das Gedenken der Angehörigen und der Opfer des Möllner Brandanschlags vom 23. Novemvember 1992. Ein hier scheinbar unverbundener Hinweis. Keineswegs. Wir verstehen, wie auch Café Morgenland, zwei Jahre später noch mehr, daß die NSU Morde die Fortsetzung der Pogrome der Neunziger darstellen. Wir fürchten so sehr den Auftrieb des mörderischen Rassismus, wie aktuell es sich abzeichnet. Jede Selbstorganisierung dagegen rettet Menschen.

Online hören

.



Feedback

Sendungen